Cookies

Cookie-Nutzung

Fahrradunfall ohne Helm – Gefahr für die Gesundheit

Fahrradfahrer gehören neben Fußgängern zu den schwächsten Verkehrsteilnehmenden. Während Insassen eines Kraftfahrzeugs bei einer Kollision von schützendem Blech umgeben sind, fehlt bei einem Radfahrenden jegliche Knautschzone. Der Helm kann hier zusätzlichen Schutz bieten. Doch was, wenn dieser nicht getragen wird? Die möglichen Folgen eines Unfalls sind verheerend.
Besonderheiten
  • keine grundsätzliche Teilschuld
  • Fahrradhelm reduziert Verletzungsrisiko
  • bisher keine Helmpflicht
  • Fahrradhelm hat Vorbildfunktion
  • reduziert schwere Kopfverletzungen
Das Wichtigste zusammengefasst
  • Das Tragen eines Fahrradhelms reduziert das Verletzungsrisiko erheblich. Dennoch gibt es bisher keine Helmpflicht in Deutschland.
  • Laut eines Urteils des BGH darf bei einem unverschuldeten Unfall grundsätzlich keine Teilschuld festgestellt werden.
  • Mit einem Fahrradhelm schützt du dich nicht nur vor schweren Kopfverletzungen, sondern erfüllst gleichzeitig auch eine wichtige Vorbildfunktion auf andere VerkehrsteilnehmerInnen.

Mögliche Folgen eines Fahrradunfalls ohne Helm

RadfahrerInnen sind bei einem Zusammenprall mit einem Kraftfahrzeug definitiv im Nachteil. Vor allem der Kopf ist bei einem Unfall gefährdet, wenn der Radfahrende durch die Luft geschleudert wird und mit voller Wucht auf dem Boden aufprallt. Nicht selten sind Schürfwunden, aber auch Knochenbrüche eine Folge. Diese sind vor allem dann gefährlich, wenn sie an der Wirbelsäule oder im Halsbereich auftreten.

Noch gefährlicher sind in der Regel allerdings Verletzungen am Kopf. Durch den Zusammenstoß mit der Motorhaube, der Windschutzscheide oder auch dem harten Asphalt drohen heftige Schläge auf den Kopf. Hier kann ein Fahrradhelm das Verletzungsrisiko deutlich reduzieren.

Fahrradunfall ohne Helm – die Statistiken sprechen für sich

Der Chef des Statistischen Bundesamtes gab 2019 bekannt, dass im Vorjahr 445 RadfahrerInnen starben. Obwohl die Anzahl der im Straßenverkehr verletzten Menschen in den Vorjahren um mehr als 13 % rückläufig war, blieb die Anzahl der verletzten oder getöteten RadfahrerInnen konstant.

Mehr als die Hälfte der Todesfälle trug bei der Fahrt keinen Helm. Und das, obwohl bei lebensgefährlichen Verletzungen zu 70 % der Kopf betroffen ist.

Vor allem SeniorInnen sind hier gefährdet: Von den getöteten Radfahrenden sind mehr als 40 % älter als 75 Jahre. Mehrheitlich ereignen sich tödliche Unfälle dabei, wenn ein Lkw beim Rechtsabbiegen einen Radfahrer im toten Winkel übersieht.

Doch nicht nur RadfahrerInnen sind gefährdet: Auch die Anzahl der Unfälle mit Pedelecs – E-Bikes, die Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h erreichen – stieg in den vergangenen Jahren rasant an. 2017 wurden hier 5.206 Unfälle mit 68 Todesopfern verzeichnet.

In Deutschland gibt es keine Helmpflicht für Radfahrer

Obwohl das Thema schon seit geraumer Zeit intensiv diskutiert wird, gibt es bis heute keine allgemeine Pflicht zum Tragen eines Fahrradhelms. Aktuell tragen nur rund 15 % der Radfahrenden in Deutschland einen Helm, während es in den Niederlanden, wo ebenfalls keine Helmpflicht herrscht, etwa 90 % tun.

Während Befürworter anmerken, dass ein Helm die Unfallfolgen deutlich reduzieren kann und beim Tragen aufgrund des geringen Gewichts kaum auffällt, führen die Gegner an, dass der Helm gerade dazu führt, dass sich Verkehrsteilnehmende riskanter verhalten könnten und der Helm abgesehen davon unkomfortabel und sperrig beim Transport sei.

So abwegig dieses Argument auch klingen mag, wurde das steigende Risikoverhalten beim konsequenten Helmtragen sogar in einer Studie nachgewiesen, die du dir hier anschauen kannst.

Wer trägt bei einem Fahrradunfall ohne Helm die Schuld?

Grundsätzlich haftet bei einem Unfall die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers. Trägst du beim Radfahren keinen Helm und kommt es dann zu einem Unfall, kann es allerdings durchaus sein, dass dir eine Teilschuld zugeschrieben wird. Schließlich ist davon auszugehen, dass die Folgen weniger gravierend ausgefallen wären, wenn du einen Helm getragen hättest.

Ob eine Teilschuld vorliegt und wie hoch diese ist, entscheidet allerdings stets der Einzelfall, denn von einer grundsätzlichen Schuld darf laut eines Urteils des BGH bei einem unverschuldeten Unfall nicht ausgegangen werden.

Nicht immer sind andere Verkehrsteilnehmer involviert

Natürlich kommt es immer wieder auch zu sogenannten Alleinunfällen. Ursachen sind hier nicht selten Kopfsteinpflaster, Schlaglöcher oder blockierte Speichen durch einen Rucksackgurt oder andere Teile, die sich während der Fahrt im Rad verfangen. Hier gibt es zwar keinen Schuldigen – ein Helm kann aber auch hier das Ausmaß der Verletzungen verringern.

Wie reagiert die Versicherung auf einen Fahrradunfall ohne Helm?

Ob die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers bei einem Fahrradunfall ohne Helm zahlt und du einen Anspruch auf Schadensersatz hast, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Schließlich gibt es hierzu bereits mehrere Gerichtsurteile, die nicht immer einheitlich ausfielen. Faktoren, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen, sind unter anderem:

  • der Zweck der Fahrt (Sport, Beruf oder Freizeit)
  • die Umgebungsvariablen wie die ausschließliche Fahrt auf dem Radweg, die Nutzung der Straße oder auch Fahrten innerorts oder außerorts
  • die eigene Geschwindigkeit
  • Einhalten der Promillegrenze (ähnlich wie beim Pkw)

Eine Unfallversicherung kann ratsam sein

Während deine Krankenversicherung für die direkte Heilbehandlung nach einem Unfall aufkommt, springt sie nicht bei langfristigen Schäden ein. Hier kann es sinnvoll sein, eine zusätzliche Unfallversicherung abzuschließen. Doch vor dem Abschluss lohnt sich ein Blick in das Kleingedruckte. Zwar übernehmen die meisten Versicherungen die Langzeitkosten anstandslos, doch gibt es auch hier einige Ausnahmen, wenn du aufgrund eines fehlenden Helms dauerhaft beeinträchtigt bist.

Das gilt vor allem für private Fahrten. Ereignet sich der Unfall auf dem Weg zur Arbeit, greift der Versicherungsschutz des Arbeitgebers.

Der Fahrradhelm hat noch weitere Vorteile

Durch das Tragen eines Helms reduziert sich nicht nur das Verletzungsrisiko bei einem Sturz. Daneben steigert dieser auch die Sichtbarkeit auf die Distanz, was die Sicherheit zusätzlich erhöht. Teilweise gibt es Helme dafür sogar mit einer LED-Beleuchtung und integriertem Blinker am Hinterkopf.

Während rund drei Viertel der Grundschulkinder freiwillig einen Helm tragen, lässt die Bereitschaft dazu mit steigendem Alter nach. Trägst du auch später noch einen Fahrradhelm, geht von dir sicherlich eine Vorbildfunktion auf andere Verkehrsteilnehmende aus. Schließlich gibt es hier inzwischen eine ganze Reihe cooler Designs.

Weiterführende Links

In diesem Video kannst du dir anschauen, wie ein Unfall mit und ohne Fahrradhelm verlaufen kann. Die Unfallforschung der Versicherer hat es getestet:

nach oben